- Wahlkampf
1970
Einer der wichtigsten Gründe für den Wahlsieg der
Sozialisten 1970 war, dass Kreisky Altlasten und Konflikte innerhalb der Partei
zu lösen wusste, um so die Möglichkeit zu erlangen die SPÖ neu zu
positionieren. Die Entsorgung „der roten Katze“, also die Abgrenzung zur KPÖ
und die klare Publikation, keine Wahlempfehlung der Kommunisten zu wollen, die
Endkapitalisierung der Habsburgfrage, und natürlich die Versöhnung der
römisch-katholischen Kirche mit den Sozialisten. Durch diese „Befreiung“ der
SPÖ durch Kreisky, war ein Angstwahlkampf, wie ihn die ÖVP Jahre zuvor
strategisch geschickt zu verwenden wusste, nun nicht mehr möglich. Nur durch
sein Team, zu dem unter Anderem Christian Broda zählte, hätte die Volkspartei
die Chance gehabt Angst in der Bevölkerung zu verbreiten, doch diesmal ging der Plan nicht auf. Außerdem
verstand Kreisky sehr schnell, dass die Österreicher sich einen Bundeskanzler
wünschen, der über ein hohes Maß von Wirtschaftskompetenz verfügte, deswegen
positionierte er sich auch als ein Wirtschaftskenner. Der Slogan der SPÖ für
die Wahl 1970 war: „Ein Stück des Weges gemeinsam gehen!“, der schon nach
kurzer Zeit sehr an Popularität gewann.
Der Slogan des Plakates der Sozialisten bei dieser Wahl war: „Bei Koran
ein anerkannter Fachmann“, wo hingegen die ÖVP überall Plakate mit dem Slogan:
„Ein echter Österreicher“ plakatierte. Kreisky, der sich als Jude selbst extrem
von dem Plakat angegriffen fühlte, reagierte sehr offensiv auf das Plakat der
ÖVP, und schob der Volkspartei antisemitische Äußerungen zu. Das führt dazu,
dass das Plakat der ÖVP der SPÖ mehr Wähler sicherte, als dieser welche
wegzunehmen. Kreisky machte sich also selbst zum echten Österreicher, und war
dem „Noch-Bundeskanzler“ Klau speziell medientechnisch weit überlegen. Bruno
Kreisky hatte nämlich die Gabe aus einem noch so kleinem Thema ein großes zu
machen, und er wusste es, wie er einer Diskussion, die von ihm gewünschte
Richtung zu geben. Weiter Aktionen und Wahlversprechen, die auch eingehalten
wurde, wie „6 Monate sind genug“
ermöglichten der SPÖ als Sieger aus der Wahl zu gehen. Trotz all dem, war der
Sieg der Sozialisten nicht abzusehen.
- Wahl 1970, Regierungsbildung:
Die erste Wahl, wo die Sozialisten sowohl die relative
Stimmen und auch Mandatsmehrheit erhiel wurde am 1. März 1970 abgehalten. Im
Detail betrachtet: Die SPÖ konnte sich um ganze 6% steigern, und erzielte mit
48,4% ihr bis dato bestes Nationalratswahlergebnis überhaupt. Die ÖVP unter
Bundeskanzler Josef Klaus hingegen musste sich mit einem Minus von 3,7% von der
SPÖ geschlagen geben, und musste auch das Amt für den Bundeskanzler nach 25 Jahren ÖVP-Bundeskanzler abgeben. Die
Freiheitlichen unter Langzeit-Parteiobmann Friederich Peter, der ein ehemaliger
SS-Obersturmführer war, blieben
gegenüber der letzten Wahl nahezu gleich. Zweiter großer Wahlverlierer war die
DFP von Franz Olah, der bei dem zweiten Antreten fast alle Stimmen und Prozente
verlor.
Zwar hatten die Sozialisten die Wahl klar gewonnen, trotzdem
war bis zuletzt nicht ganz so sicher ob Bruno Kreisky doch Bundeskanzler werden
würde, denn es gab Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung. Die SPÖ hatte
eigentlich 3 Möglichkeiten:
- Die erste Möglichkeit, eine kleine Koalition mit den Freiheitlichen, konnte sowieso nicht zustande kommen, denn noch vor der Wahl hat die Partei selbst im Nationalrat beschlossen nicht mit der SPÖ gemeinsam nach der Wahl zu regieren. So hätte es eigentlich die Chance für die ÖVP gegeben, trotz Wahlschlappe den Bundeskanzler zu stellen, Klaus aber entschied sich gegen eine solche Konstellation.
- So machte er eigentlich den Weg für die zweite Variante frei, nämlich eine Minderheitsregierung der Sozialdemokraten. Dabei fragt Kreisky Peter um Unterstützung an, ihn bei einer Minderheitsregierung zu unterstützen. Die FPÖ wollte zuerst nicht zustimmen, da sie im Wahlkampf irrsinnig gegen einen SPÖ-Bundeskanzler waren, aber mit dem Angebot einer Wahlrechtsreform, die vor allem den Kleinparteien zugutekommen würde, konnte Kreisky Peter schließlich doch überreden. Das Kreisky die Wahlrechtsreform durchführte hatte aber auch mit der persönlichen Geschichte der Österreichischen Sozialisten zu tun, denn vor dieser Reform brauchte die ÖVP 24000 Stimmen für ein Mandat, die SPÖ 25000, und die FPÖ sogar weit über 30000. So kam es bei den Wahlen 1953 und 1959 dazu, dass die SPÖ mehr Stimmen als die ÖVP hatte, aber weniger Mandate.
- Die dritte Möglichkeit wäre gewesen die zuvor jahrelang geführte Große Koalition, einfach mit umgekehrter Position der Parteien, wieder zu formieren. Kreisky sprach sich auch bis zum 19 April für diese Regierung aus, nur scheiterten dann die Koalitionsverhandlungen. Die Verhandlungen scheiterten, da laut der ÖVP 80% der Machtrelevanten Resorts bei der SPÖ gewesen wären. So behauptete die Volkspartei auch Jahre danach noch, dass die SPÖ das geplant hatte. Die SPÖ hat das Scheitern der Gespräche auf die nicht klare Linie der Volkspartei geschoben.
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